Die magische Vielfalt Ostindonesiens
Sulawesi/West Papua 2012
Ich bin schon einige Wochen wieder zu Hause in Europa - jeden Tag kleben meine Gedanken noch an den beeindruckenden Erlebnissen, die ich als Mitglied einer 6er Reisegruppe und Charlotte Breinersdorf (Reiseleiterin) hatte. Charlotte hatte alles perfekt vorbereitet und ist ein echtes Organisationstalent. Auch die Local Guides auf Sulawesi und West Papua sorgten für einen lückenlosen Verlauf, so dass wir auf nichts verzichten mussten.
Wir konnten die Toraja sehen, wie sie in ihren geschwungenen Häusern wohnten, wie neue gebaut wurden, wie Bambustribünen gebaut wurden, damit auch alle aus den Nachbardörfern an den Beerdigungszeremonien des Verstorbenen teilnehmen konnten. Glücklicherweise fand eine Beerdigungszeremonie in der Nähe unseres Hotels statt. Wir staunten nicht schlecht, waren fasziniert und leicht schockiert, als an einem Tag mehrere Schweine und Büffel geopfert wurden. Viel Lärm machte die Gesellschaft, das Mikro des Ansagers, das Quieken der Schweine - nur die Büffel schauten teilnahmslos drein und hatten keine Ahnung, dass ihnen im nächste Moment der Reihe nach die Halsschlagader mit einer Machete durchgeschlagen wurde. Die toten Verstorbenen, die eigentlich nur “schlafen”, sollen bei den Toraja auf diese Weise genug Verpflegung mit in ihr Jenseits, ins Puya, nehmen können. Früher, vor der Missionierung, opferten Kopfjäger die Sklaven der Verstorbenen, damit sie im Puya weiter bedient werden.
Auf dem Tempe See machten wir mit Einbaumbooten und “Sprudelmotor” eine spektakuläre Fahrt durch dichte Matten von Wasserhyazinthen und aßen gebackene Bananen in einem Stelzenhaus. Wir besuchten auch die unzähligen Felsengräber der Toraja und staunten nicht schlecht, dass sogar einige zerfallene Särge mit offenem Inhalt wie selbstverständlich zum Verweilen einluden. Die Knochen wurden immer noch mit Dingen des täglichen Lebens beschenkt, vor allem mit Zigaretten.
Außerhalb des Toraja Landes, an der Süd-Ost Küste von Sulawesi, leben die Bugis. Sie bauen kleine bis große Schiffe zu 100% aus Holz. Die Schiffe schippern von Insel zu Insel. Die großen werden oft von Reisegesellschaften für Tauchgruppen in Auftrag gegeben.
Zum Schnorcheln an kleinen Korallenbänken machten wir Halt in Bira. Sonne, breiter Strand, weißer Sand, Palmenhaine, türkises Meer, gemütliche Bambusbungalows und typisches indonesisches Essen (wie immer) ließen uns mal in eine andere Welt eintauchen. Ich konnte mich übrigens nicht satt sehen an den bis zu 30 Meter hohen Bambuswäldern mit oberschenkeldickem Stammumfang.
Für den nächsten Teil unserer Reise flogen wir 5 Stunden weiter nach Osten, von Makassar über Bihak nach Jayapura, auf der Insel Neuguinea, nach West Papua. Die Menschen dort haben ein völlig anderes Aussehen. Sie sind schwarz, haben krause Haare. Ich finde sie einzigartig interessant!
Das Hochland der Papuas erreicht man nur von Jayapura aus mit dem Flugzeug (45 Min Flug). Der Dschungel im Tiefland Macht den Straßenbau unmöglich. Das bedeutet auch, dass alles eingeflogen werden muss, vom Auto bis zum Zement. Die Stadt Wamena, eine andere Direkt-Flugverbindung gibt es auch gar nicht, diente uns als Ausgangspunkt für Ausflüge und Trekkingtouren. Wir besuchten in Wamena eine Lani Familie und fuhren Becak. Wir schliefen 2 Nächte im Dani Dorf Suroba und feierten mit den Eingeborenen das traditionelle Schweinefest, das normalerweise bei Geburt, Hochzeit und Tod zelebriert wird. Ihre Festtagskleidung besteht aus nichts, bis auf einen Rock aus Pflanzenfasern und einen Penisköcher. Sie garen das frisch erlegte Schwein und selbst angebautes Gemüse in einem Erdloch, welches sie mit Gras auslegen, mit heißen Steinen bestücken und fest mit Blättern zudecken. Die einheimischen Dani und Lani begleiteten uns auf unserer Klettertour zu den Salzquellen, auf unserer 4-tägigen Trekkingtour übers Hochland, da wo die Straße zu Ende ist, wo alles nur noch zu Fuß weiter geht, auf schmalen Trampelpfaden, steil oben an Berghängen oder serpentinenartig runter an Bachläufen vorbei.
Jeden Tag schliefen wir in einer anderen Behausung. Jeden Tag kochten uns die Papuas köstliche Gerichte, ohne Herd, ohne Gas, ohne Strom. Ihr Gesang, der mir so wunderbar gefiel und von einer Art Okulele begleitet wurde, liegt mir noch heute in den Ohren - ich könnte ihn stundenlang hören!!! Wir wanderten durch viele Felder, Dörfer, über Steine, in Flüssen, durch Flüsse mit Steinen, über breite steile Wege, über matschige Wege, über handbreite Wege, über stabile Brücken, über wackelige Baumstammbrücken und über eine schwingende Hängebrücke. Ich liebe dieses schwebende Gefühl, wenn es bei jedem Schritt schaukelt, und auf der Brückenmitte meine ich, der tosende Fluss trägt mich in die Luft und setzt mich irgendwo wieder ab. Wir entschlossen uns auch, einen Gottesdienst zu besuchen. Es war gerade Sonntag in der Bergen. Die Kirche war mit Stroh ausgelegt. Jeder kam, wann er konnte. Es gab Gitarrenmusik, man sang Kirchenlieder und eine Frauengruppe Fürbitten. Wir durften auch was von uns geben. Da unsere doch so kleine Gruppe aus mehreren Religionen bestand, bzw. aus gar keinen und wir uns zu keinem Kirchenlied aufraffen konnten, schlug Ulf vor: wir singen “ Hoch auf dem gelben Wagen”. Ich lachte im Stillen. Wir bekamen sogar 3 Strophen auf die Reihe. Meiner Meinung nach war es recht schief, und ohne Gitarre hätte es sich besser angehört. Aber der Pfarrer nannte uns echte Kinder Gottes, wo doch andere Gruppen immer nur aufbrechen und weiterziehen. Wie gut so was tut!!!
Am letzten Tag unternahmen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Sentani See bei Jayapura. Wir winkten den Familien in ihren Stelzenhäusern zu und konnten in Gedanken an ihrem nicht so leichten Leben teilhaben.
Am nächsten Tag ging’s zurück nach Europa, über 30 Stunden dauert ein Weg. Viele Eindrücke nahmen wir mit. Viele Situationen stecken in unseren Kameras, doch weder 1000 Fotos noch unzählige Filmminuten können das wiedergeben, was man selbst hautnah erlebt hat!
Es war schön mit Euch!!
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