Reisen mit Sinnen
29.05.2019

Delfin- und Walbeobachtung auf Pico

Azoren-Individualreise

Frau Jäger hat sich mit unserer Individualreise "Pico - Delfine & Wale beobachten auf den Azoren" einen langersehnten Traum erfüllt. Im Reisebericht erzählt sie von den intensiven Begegnungen mit den Meeresbewohnern des Atlantiks.

Boot auf Walbeobachtung auf Pico, Azoren

 

Lange hatte ich den Traum, endlich Wale in ihrem Lebensraum zu besuchen. Lange überlegte ich und las im Internet darüber, dass teilweise regelrechte Jagden auf die Tiere ausgeübt werden, genau wie früher nur statt mit Harpune nun bewaffnet mit Kameras. Dann fand ich eine für mich gut klingende Reise, organisiert von REISEN MIT SINNEN, die mit dem lokalen Anbieter Espaco Talassa zusammenarbeitet. Im Internet und selbst in meinem Reiseführer über die Azoren wurde dieses Team vor Ort durchweg gelobt, ihnen würde das Wohl der Tiere am Herzen liegen und so habe ich den Mut gefasst, endlich meinen Traum wahr werden zu lassen…

Anreise auf die Azoren

Am Tag meiner Hinreise ging mein Flug schon um 6.10 Uhr von Düsseldorf nach Lissabon. Nach örtlicher Zeit kam ich um 8.15 Uhr in Lissabon an. Nun hatte ich bis zum Weiterflug genug Zeit, mir Lissabon anzusehen. Mit dem Bus der Linie 3, der direkt vor dem Terminal 1 hielt, ging es in die Stadt. Hier ließ ich mich einfach treiben, hörte einem Straßenmusiker zu, folgte dem Strom der Menschen durch die Stadt, aß in eine Bäckerei Pasteis de nata (ein typisches portugiesisches Gebäck aus Blätterteig und Vanillepudding) und ließ Lissabon in einem Straßencafé auf mich wirken. Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen vom Trubel um den Weiterflug anzutreten. Nach 2 Stunden 45 Minuten Flugzeit kam ich auf der Azoreninsel Pico an. Schon beim Anflug zeigte sich der Vulkan Pico in seiner Größe mit dem kleinen „Piccolino“ oben auf. Der Flughafen ist sehr klein und überschaubar und das Gepäckband beförderte nur wenige Minuten nach meiner Ankunft auch meinen Koffer.

Eine Mitarbeiterin vom Team Espaco Talassa wartete schon auf mich und nahm mich in Empfang. Und hätten bis zu dem Zeitpunkt noch Zweifel an der Richtigkeit meiner Reise bestanden, sie wären spätestens zu diesem Zeitpunkt verflogen. Dieser herzliche Empfang, der alle Zweifel sofort ausräumte…  Nachdem das Gepäck im Auto verstaut war, ging es auf die ca. 35 km lange Fahrt die Bergkette hinauf und wieder runter in den Ort Lajes, wo für die kommende Woche meine Unterkunft lag. Während der Fahrt erfuhr ich, dass nur zwei Tage zuvor ein Blauwal gesichtet wurde, und auch Pottwale, Seiwale und sogar Finnwale sich im Meer vor Pico tummeln. Bei einem Fotostop unterwegs konnte ich dann schon mal ein wenig Inselluft schnuppern und die Vorfreude auf die vorbestehenden Ausfahrten mit dem Boot wuchs. Im Ort angekommen lernte ich auch schon einen Großteil des Teams von Espaco Talassa kennen und wurde herzlich willkommen geheißen. Dann hieß es nur noch Zimmer beziehen, Koffer auspacken und beim Abendessen „auf Pico anzukommen“.

Der erste Abend auf Pico bot dann noch eine Überraschung. Der Gelbschnabelsturmtaucher… Tagsüber auf dem Meer zum Fischen, kommt er nach Einbruch der Dunkelheit zurück an Land geflogen um an den Hängen hinter meiner Unterkunft zu ruhen, allerdings nicht, ohne seinen Partner zu sich zu rufen. Und um diesen zu finden schallen Töne wie „aua-aua ey“ durch die Nacht.

Tag 1 auf dem Atlantik

Am nächsten Morgen gab es ab 8.00 Uhr Frühstück. Ich war ein wenig aufgeregt, wie wird alles ablaufen, was wird im Briefing besprochen, wie werden die Bootsausfahrten, werde ich Seekrank werden und sollte ich wirklich einen Wal sehen?!?! Für 9.00 Uhr war ich zum Briefing eingeteilt. Ich saß mit anderen Touristen zusammen auf Bänken im gemütlichen Verkaufsraum und wir schauten erst einen Film über die Meeresbewohner, wie sie sich verhalten, wie sie leben, wie sie kommunizieren und anschließend wurde uns der genaue Ablauf erklärt, z.B. welche Geräusche wir auf dem Boot hören (wenn die Skipper oder der Walbeobachtungsposten funken), welche Tiere wir sehen könnten, wie sie sich ernähren, usw. Nach dem ca. 30-minütigem Briefing wurden wir auf max. 3 Boote verteilt. Vorher gab es noch Regenjacken und Schwimmwesten zum Überziehen. Auch hier waren schon Skipper und Guide parat und halfen beim Anziehen.

Nun ging es auf die Boote und die erste Ausfahrt stand kurz bevor. Die Aufregung stieg und stieg. Im Hafen ging es mit den Booten noch ganz gemächlich Richtung offenes Meer und dann voll Speed. Was für ein Spaß! Die Boote fahren in unterschiedliche Richtungen, so ist die Möglichkeit Wale oder Delphine zu sichten umso größer. Werden Tiere gesichtet, werden die anderen Boote angefunkt und kommen dazu. Nicht lange und wir hatten die erste Delphinschule gesehen, es war eine Gruppe Gemeiner Delphine, die im Atlantik sehr neugierig und ohne große Scheu sind, wie unserer Guide uns erzählte. Sogar Mütter lassen ihre Kleinen schon zu den Booten und man kommt ins Überlegen, wer nun genau wen beobachtet, wir die Delphine oder umgekehrt. Gerne lassen sie sich von den Wellen, verursacht durch das Boot, den Körper massieren. Nach einigen Minuten mit diesen Tieren haben wir uns auf die Suche nach etwas Größerem gemacht. Und auch hier brauchten wir nicht lange zu suchen, nur ein paar Meter von unserem Boot tauchte eine Wasserfontaine auf: mein erster Wal. Es war ein Pottwal. Wir sind ihm ein paar Meter gefolgt, aber immer weit genug von ihm entfernt, so dass ich das Gefühl hatte, wir stören dieses Tier überhaupt nicht. In regelmäßigen Abständen bließ es eine kleine Wasserfontaine an der Meeresoberfläche aus und strahlte für mich eine unglaubliche Ruhe aus. Und dann kam der große Moment, eine letzte Fontaine, dann zeigte er seine Fluke und tauchte für die nächsten 40 Minuten ab. Und das nächste Highlight wartete schon... Unser Boot wurde angefunkt, ein paar Kilometer weiter wurde ein Finnwal gesehen. Nachdem unser Boot Position bezogen hatte, zeigte sich das wunderschöne Tier. Unglaublich... Von der Sonne angestrahlt, hob er sich türkisfarbig im sonst atlantikblauen Meer ab. Eine unglaubliche Erfahrung und das gleich am ersten Tag!!! Dann waren auch schon 3 Stunden um und wir erreichten den Hafen. Die restliche Zeit des Tages stand zur freien Verfügung. Nun war es an der Zeit, das Erlebte auf der Terrasse aufzuarbeiten und den Ort noch ein wenig zu erkunden. Viel zu sehen gab es nicht. 2 Restaurants, 1 Eiswagen, 1 Bäckerei, die Post und zwei Supermärkte und schon ist man durch den Ort durch.

Delfine auf Pico, Azoren

Der 2. Tag auf See

Am Morgen des 2. Tages war ich schon viel entspannter. Frühstück gab es um 8.00 Uhr, zur Bootsausfahrt war ich für 9.30 Uhr eingeteilt. Das Briefing brauchte ich heute nicht mehr mitzumachen, und so hieß es warten, bis die „Neuen“ alle notwendigen Informationen bekommen hatten. Nach Anziehen der Regenjacke und der Schwimmweste ging es auch schon hinaus aufs Meer.  Heute waren wir nur zu 8. auf dem Boot und die Gruppe bestand ausschließlich aus deutschen Touristen und dass ein Deutsch sprechender Guide an Bord war. Das Meer war heute im Vergleich zum Vortag ziemlich unruhig, aber jeder auf dem Boot hat die Ausfahrt ohne Seekrankheit überstanden. Als erstes sahen wir heute eine Gruppe Rundkopfdelphine, bestehend aus älteren Herren, wie unser Guide erzählte. Je älter diese Tiere werden, desto weißer werden sie. In jungen Jahren sind sie tiefgrau, mit der Zeit fügen sie sich gegenseitig jede Menge Kratzer zu, da sie alles was sie machen, hart machen und die Haut wird immer heller. Kurz nachdem wir uns von den „alten Herren“ verabschiedet hatten, begegneten wir einer Gruppe Streifendelphine. Diese zeigten uns aber ganz deutlich, dass sie unsere Aufmerksamkeit nicht schätzten und so haben wir diese Gruppe in Frieden ihren Weg ziehen lassen. Mehr hat sich uns leider an diesem Tag nicht mehr gezeigt.

Nach Rückkehr aufs Land habe ich mir einen Voucher vom Hotel geben lassen, mit dem ich freien Eintritt im nahe gelegenen Walmuseum hatte. Während eines Films wurde gezeigt, wie die Menschen damals zum Walfang aufgebrochen sind. Sobald ein Wal vom Späher im Turm gesichtet wurde, wurde eine Leuchtrakete gestartet und die Walfänger haben alles stehen und liegen gelassen und sind auf schnellstem Weg zum Bootsanleger und mit Speeren und Harpunen bewaffnet raus aufs Meer gefahren. Auf der Insel Pico wurden sie als Helden verehrt, da sie Arbeit auf die Insel brachten. Im Museum sind gravierte Walknochen/-zähne ausgestellt, die Werkzeuge mit denen die Tiere erlegt wurden, die Boote, mit denen die Männer auf See waren und auch Fotos der Walfänger selbst. Insgesamt hat man einen guten Eindruck über das Leben früher zu Zeiten der Waljagd gewinnen können und das Museum ist unbedingt einen Besuch wert.

Wal Fluke auf Pico, Azoren

Pottwale, Seiwale & Schildkröten

Am nächsten Tag ging es wieder gegen 9.30 Uhr aufs Boot. Heute sollte ein sehr erfolgreicher Tag werden. Zuerst begegneten uns Delphine, sowohl Streifen- als auch Gemeine Delphine. Diese waren wieder sehr neugierig und beäugten uns genauso wie wir sie. Obwohl wir sie fast täglich sahen, verloren diese Tiere nie mein Interesse. Allein diese Vorstellung, dass sie im offenen Meer leben und trotzdem neugierig auf die vorbeifahrenden Boote sind, einfach wunderbar. Sobald ihre Neugier dann aber gestillt war, ließen wir sie in Ruhe und suchten weiter. Schon bald fanden wir auf recht unruhiger See den Footprint eines – wie unser Guide schnell erkannte – Seiwals, dem drittgrößten Tier der Welt. Der Footprint ist auf der Wasseroberfläche der Abdruck seiner Fluke, die er unter Wasser bewegt. Sekundenlang hält das Meer diesen Abdruck. Ich empfand allein diesen Flukenabdruck als riesengroß. Mehrmals sahen wir diesen, allerdings zeigte sich der Wal nicht. Mit uns waren auch Delphine vor Ort und uns wurde erzählt, dass Delphine Wale gerne ärgern und verjagen. Nachdem wir vergeblich Ausschau gehalten haben, wollte das Team um Espaco Talassa das Tier dann auch in Ruhe lassen und wir fuhren weiter in Richtung einer Caretta caretta, einer im Atlantik lebenden Schildkröte, die wir im glasklaren Meer sogar beim Tauchen beobachten konnten. Zu unserer größten Freude zeigte sich auch noch eine Pottwal-Mutter mit ihrem Kleinen – Wahnsinn dieser Tag, kann man solche Erlebnisse noch toppen?!

Am Nachmittag bin ich mit dem Trekkingrad, welches man im Hotel leihen kann und im Preis inbegriffen ist, in den Nachbarort geradelt. Leider sind schöne abgelegene Wege auf Pico doch recht rar gesäht und so ging es kilometerlang die Hauptstraße entlang.  Mein Weg führte mich in den Nachbarort Silveira. Hinter der am Ortseingang befindlichen Tankstelle führt ein Schotterweg entlang der Küste mit teilweise sehr schönen Ausblicken aufs Meer.

Am nächsten Morgen erfolgte der schon so bekannte Ablauf und trotzdem war jeder Morgen neu, das Meer zeigte sich an jedem Tag anders und die Neugier, was wir heute wohl wieder sehen, blieb. Heute waren wir wieder eine Truppe aus 10 deutschen Touristen an Bord. Doch trotz intensiver Suche, fanden wir außer Rundkopfdelphinen keinen anderen Meerbewohner. Wobei ich nicht enttäuscht war, denn beim Fahren auf dem Meer breitete sich in mir eine sehr tiefe innere Ruhe aus.

Der letzte Tag auf dem Meer sollte nochmal etwas ganz Besonderes für mich parat halten. Nach der üblichen Delphinbegrüßung wurden wir zu einem der anderen Boote von Espacio Talasso gerufen. Ein Pottwal war gesichtet worden. Als unserer Skipper unser Boot in Position gebracht hatte, konnten wir gut die Fontaine des Wals sehen. Er schwamm in einigem Abstand vor den Booten entlang. Bis auf einmal unser Guide eine Rückenflosse direkt zwischen unseren beiden Booten entdecke. Seelenruhig schwamm dort ein 2. Pottwal entlang. Ein unglaubliches Schauspiel, regelmäßig kam das Tier an die Oberfläche um eine kleine Fontaine auszustoßen, ein wunderschönes Ereignis.

Pico mit dem Auto entdecken

An meinem vorletzten Tag auf Pico hatte ich keine Bootsausfahrt mehr und so war es an der Zeit, ein Auto zu mieten, um die Insel zu umfahren. Gesagt, getan, zuerst ging es Richtung Osten, nach Piedade. Hier sollte man unbedingt einmal dem Schild „Azulejos“ folgen. In einer kleinen Holzhütte gibt es selbstbemalte Fliesen zu kaufen. Obwohl der Verkaufsladen sehr klein ist, konnte ich hier einige Zeit verbringen. Ein paar Meter dann der Straße gefolgt, steht man vor einem kleinen Geschäft, das selbstgemacht Keramik verkauft. Auch hier dauerte der Stop länger als gedacht, die Sachen sind sehr schön und mit viel Liebe zum Detail gefertigt. Danach ist die Insel bis Madalena doch schnell umfahren. In Madalena dann der Straße ins Hochland gefolgt und bei einem See angehalten aber trotz Jacke war es doch eisig kalt und ein paar Fotos später fuhr ich wieder zurück ins Tal.

Auf Wiedersehen Pico!

Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen, ich wurde nach Madalena gefahren, noch einmal ging es aufs Meer hinaus, mit der Fähre nach Faial, mein Rückflug ging von Horta über Lissabon und zurück nach Düsseldorf.

Eine wunderbare erlebnisreiche Woche lag hinter mir. Wenn mich auch vor meinem Urlaub ein paar Zweifel plagten, dann sage ich im Rückblick auf diese Woche mit Espaco Talassa, dass ich immer das Gefühl hatte, die Tiere werden respektiert, der vorgegebene Mindestabstand zu den Walen immer eingehalten, falls nötig noch mal korrigiert und wenn das Team merkte, die Tiere haben kein Interesse oder fühlen sich gestört, auch weitergefahren…. Die Welt ist zwar sehr groß und ich möchte noch ganz viel davon sehen, aber ich weiß, ich werde nach Pico zurückkommen, um diesen Zauber noch einmal zu erleben...

Sonnenuntergang am Meer auf Pico, Azoren

Wir bedanken uns bei Frau Jäger für den wunderbaren Reisebericht!


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