Reisen mit Sinnen
10.01.2023

Viel mehr als nur Kakao

Reisebericht zu São Tomé und Prìncipe

Unser Reisegast Kamila D. besuchte im September 2022 mit uns die exotische Inselgruppe Sao Tomé und Príncipe. In ihrem Bericht erzählt sie über ihre Eindrücke und Erlebnisse. 

Blick über die Küste Príncipes

Vor vielen Jahren ergatterte ich auf einer Tourismusmesse eine Broschüre, deren Titelseite ein Foto eines wunderschönen, von Palmen gesäumten weißen Sandstrandes an türkisfarbenem Wasser zeigte. Das war meine erste Begegnung mit São Tomé und Prìncipe. Nachdem ich es geschafft hatte, dieses winzige Fleckchen auf der Karte zu finden, dachte ich mir „Vielleicht habe ich eines Tages das Glück, dorthin zu fahren.“ 15 Jahre, eine Pandemie und einen Krieg später beschloss ich, die Dinge nicht länger aufzuschieben und fing an, den Reiseträumen nachzujagen, die viel zu lange auf Eis gelegt waren. Ich rief REISEN MIT SINNEN an und nach einigen Wochen, Telefonaten und einem regen E-Mail-Austausch hatten sie einen dreiwöchigen Wanderplan für mich parat.

Als ich meinen Freunden und meiner Familie erzählte, wo ich meinen Urlaub verbringen werde, war die Reaktion mit Ausnahme von einer oder zwei Personen: „Wo um Gottes Willen ist das?“ Die meisten von ihnen hatten noch nie von dem Land gehört, und die wenigen, die eine vage Vorstellung hatten, ordneten es normalerweise der Karibik zu. Ein Grund mehr, die Koffer zu packen und aufzubrechen – dieser abgelegene Ort wird sicherlich nicht vom Massentourismus betroffen sein.

Mein Plan war, zwei Wochen um die große Insel São Tomé zu wandern und am Ende der Reise ein paar Strandtage auf der kleineren Insel Prìncipe einzulegen.

So exotisch sich São Tomé anhört, so weit weg ist es eigentlich gar nicht – die Insel ist nur 6 Flugstunden von Lissabon entfernt. Am Tag nach meiner Ankunft wurde ich morgens von meinem Reiseleiter und einem Fahrer abgeholt, die mich dann die nächsten zwei Wochen begleiteten.

Blick auf ein kleines Dorf, das am Meer liegt
Das Örtchen Esprainha auf Sao Tomé

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (im wahrsten Sinne des Wortes – keine andere Landmasse liegt der Kreuzung des Äquators mit dem Null-Meridian so nah) kann ich ganz begeistert empfehlen! São Tomé und Prìncipe ist ein unglaublich interessanter und reicher Ort: geschichtlich (das portugiesische Kolonialerbe), kulturell (eine Mischung von europäischen und afrikanischen Elementen), geologisch (älter als Hawaii oder die Galapagos-Inseln), naturwissenschaftlich (viele endemischen Vögel und Pflanzen, 130 Orchideensorten); von der Schönheit der Landschaft ganz zu schweigen: der üppige und dichte Regenwald, die über dem grünen Dschungel emporragenden Basaltfelsen, die atemberaubenden Strände (oft hat man sie ganz für sich selbst), die bunte Unterwasserwelt … São Tomé bietet all dies und noch vieles mehr.

Die Wanderungen (einschließlich des 3-tägigen Trekkings) waren nicht zu schwierig und dauerten normalerweise nicht länger als 4-5 Stunden. Jedenfalls muss man damit rechnen, dass es ziemlich feucht ist (schließlich bedeckt der Regenwald eine ziemlich große Fläche der Insel) und an manchen Tagen sind Bäche (die beim Regen zu ziemlich schnellen und starken Strömen werden können) zu überqueren, also unbedingt die Wasserschuhe jeden Tag in den Rucksack packen (bei der Feuchtigkeit ist es nicht immer garantiert, dass die Wanderschuhe und Socken bis zum nächsten Tag wieder trocken sind). Wanderstöcke ebenfalls nicht vergessen – es geht oft auf und ab und im Regenwald kann es rutschig sein.

Trotz des reichen Wanderprogramms hat man jeden Nachmittag genug Zeit, die Umgebung selbst zu erkunden, in einigen Unterkünften kann man auch ein Fahrrad mieten (unbedingt die ca. 20 km von der Mucumbli Lodge bis zum Ende der Asphaltstraße nach Santa Catarina fahren).

Der Regenwald von Sao Tomé
Auf dem Wanderweg Caminho do Fugido
Ein exotische Blume mit roten Blüten
Eine Porcelain Rose, offizielle Blume von Sao Tomé

Was mich – neben der wunderschönen Landschaft – am meisten fasziniert hat, waren die (oft zerfallenen) Roças – die im 17. - 19. Jahrhundert von den Portugiesen gegründeten Kakaoplantagen und bis zu der Unabhängigkeit 1975 das Rückgrat der Wirtschaft – ein Stück der alten Kolonialwelt. CACAU (Casa das Artes Criação Ambiente e Utopias) in der Hauptstadt ist eine hervorragende Informationsquelle über diesen Teil der Geschichte mit vielen Fotos und Beschreibungen. Einige Roças bieten auch Unterkunft, von ganz einfach (kein Strom und Warmwasser, wie in der Roça Chamiço) bis zu luxuriös, wo man leicht mehrere hundert Euro am Tag loswerden kann (z.B. Belo Monte auf Prìncipe). Die Roças bieten einen wunderbaren Blick in die koloniale Vergangenheit, spiegeln aber auch das mühsame Streben ums wirtschaftliche Überleben in der post-kolonialen Gegenwart wider. Ich werde nie meine erste Nacht auf einer Roça vergessen – es war die einfache und kleine Roça Chamiço inmitten von Bananenplantagen, relativ weit von der Zivilisation entfernt, ich war der einzige Gast. Um 18 Uhr ist es stockdunkel, Strom gibt es keinen, man ist sich selbst und seinen Gedanken überlassen. Unten in der Ferne sieht man die Lichter der kleinen Hauptstadt, aber oben auf der Roça kann man die Ruhe voll genießen. Die aufgehende Sonne hat am nächsten Morgen den Nebel über den Dschungel steigen lassen und es öffneten sich wunderschöne Blicke auf die Plantage, den Wald und das Meer in der Ferne. Unbeschreiblich schön.

Der Botanische Garten Jardim Botânico do Bom Sucesso auf Sao Tomé
Bom Sucesso im Inselinneren - Das Tor zum geschützten Obô-Nationalpark

Toll war auch die Bootsfahrt entlang der Westküste von Mucumbli zum Anfangspunkt der längsten Wanderung. Manchmal denkt man sich, man ist in den Jurassic Park gelangt – dicht bewaldete steile Basalthänge vom Nebel umhüllt, hier und da hohe Wasserfälle, die an einigen Stellen direkt ins Meer fallen, keine Zivilisation in Sicht … man sitzt im Boot und staunt wortlos. Die Wanderung an dem Tag war nicht nur die längste (ca. 7 Stunden), sondern auch regenreichste – es hat nur geschüttet (den Fluss zu überqueren war gar nicht so leicht, die Strömung war sehr stark, aber mit der Hilfe des Guides schafft man es), aber auch das gehört dazu. Dafür konnte man aus einer sicheren Entfernung einige schwarze Kobras bewundern, die ein Versteck vor dem Regen suchten.

Ein altes Haus auf Sao Tomé
In Porto Alegre auf Sao Tomé

Ein paar Mal bin ich Einheimischen begegnet, die auch fließend Deutsch (oder Russisch) gesprochen haben – vor 1989 haben sie im ehemaligen Ostblock studiert. Im Nationalmuseum in der Hauptstadt ist auf einem der vergilbten Fotos Erich Honecker zu erkennen. Auch Fidel Castro und sowjetische Funktionäre sind abgebildet. Auch dies ist ein Teil der interessanten Geschichte des Landes.

Heute ist São Tomé eines der sichersten und stabilsten – wenn auch ärmsten – Länder in Afrika, man (frau) kann sich frei bewegen, ohne Angst zu haben, dass einem was Schlimmes zustößt – auch das macht das Reisen in dem Land so angenehm.

Es ist zweifelsohne eine tolle Reisedestination, sehr gut zum Aktivurlaub geeignet. Man muss aber auch eine flexible Einstellung mitbringen – aus verschiedenen Gründen klappt nicht immer alles wie geplant, besonders der Regen kann einem einen Strich durch die Rechnung machen. Ich war jedoch hellauf begeistert, nicht nur von dem Land selbst, sondern auch von der Organisation durch REISEN MIT SINNEN und dem einheimischen Team, und kam mit vielen schönen Erinnerungen und Erlebnissen – und natürlich viel Kakao und Schokolade – zurück nach Hause.

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