Reisen mit Sinnen
14.06.2018

Schlummernde Schönheiten – Tagebucheinträge einer Reise

Reisegruppe wandern auf Aschebergen auf der Vulkaninsel Fogo.

Hohe Berge, exotische Vegetation, weitläufige Vulkanlandschaften – unser Reisegast Frau Schult hat im April 2017 an unserer Gruppenreise "Schlummernde Schönheiten" auf die Kapverden teilgenommen.

Alle zwei Jahre gönne ich mir eine Auszeit von meiner Familie. Deshalb bevorzuge ich Gruppenreisen. In diesem Jahr war es mal wieder so weit. Ich habe mich an die Recherche gemacht und dabei diese Reise entdeckt. Das Konzept der Nachhaltigkeit hat mich gleich angesprochen, da Billig- und Konsumtourismus nicht meine Welt ist, zudem bevorzuge ich kleine Gruppen und ich liebe Afrika. Also, war es nicht schwer eine Entscheidung zu treffen. Alles passte.

09.04.2017

Der Tag hat heute früh begonnen. Um 2:30 Uhr klingelt mein Wecker. Voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Lissabon komme ich um 11:45 Uhr in Praia an. Dort lerne ich meine Gruppe und meinen Reiseleiter kennen. Wir fahren gleich ins Hotel Oasis Atlantico Praiamar. Das Zimmer ist toll. Nachdem ich mich kurz frischgemacht habe, geht es auch gleich weiter in die Stadt, erste Eindrücke sammeln. Es gibt dort einen kleinen Rundgang und eine Erfrischung. Zurückgekehrt gehen wir noch auf den Leuchtturm. Der Wärter zeigt uns sogar noch seine Privaträume, er ist sehr freundlich und lustig. Mir fällt auf, dass es hier unglaublich schöne Menschen gibt. Vor allem an den Kindern kann ich mich kaum sattsehen. Es gibt noch Abendessen und wir lernen uns alle besser kennen. Es war ein schöner Tag und ich denke, dass es mit dieser Gruppe noch mehrere schöne Tage geben wird.

10.04.2017

Nach einer langen guten Nacht mache ich mich auf den Weg zum Frühstück. Den Vormittag können wir selbst gestalten. Ich möchte noch auf das Plateau um den Markt zu besuchen. Zwei Teilnehmer kommen mit. Ich genieße es…diese vielen Farben, die Gerüche, Geräusche, Eindrücke. Mittags müssen wir aber wieder zurück sein, damit wir pünktlich am Flughafen sind. Auf den Weg nach São Nicolau sitzen wir dann wieder im Flugzeug und nach einer Zwischenlandung auf Sal, kommen wir nachmittags an. Zuerst beziehen wir unsere Zimmer in Ribeira Brava. Das Residencial Jardim ist sehr ursprünglich, die beiden Besitzerinnen Valentina und Schia (Mutter und Tochter), sehr sympathische und witzige Personen. Wir machen anschließend einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Ein kleines verschlafenes, charmantes Städtchen. Das gemeinsame Abendessen ist ein Erlebnis. Valentina präsentiert uns einen gigantischen Fisch mit Gemüse, Reis und diversen Beilagen. Wir haben viel Spaß und danach sitze ich noch mit einigen aus der Gruppe auf der Terrasse. Es wird ein etwas längerer Abend.

Ein gegrillter Fisch wird auf einerm Gemüsebett serviert.

11.04.2017

Die Nacht war etwas unruhig, es gibt hier Hähne, die auch nachts krähen. Was aber auch zur allgemeinen Belustigung der Gruppe beiträgt. Nach dem Frühstück kommt Toy, unser Local Guide und wir beginnen mit unserer Wanderung. Erst gibt es eine kleine Stadtbesichtigung und dann geht es stetig bergauf. Ist ganz schön anstrengend, aber wunderschön. Die Landschaft ist berauschend, hohe Berge, exotische Vegetation, kleine Dörfer inmitten der Berge…einfach wunderschön. Unter Mangobäumen gibt es Lunch, den haben wir uns redlich verdient und dann wandern wir weiter bis zum nächsten Dorf. Dort erfrischen wir uns dann noch in einer Bar, die man von außen nicht als solche erkennen würde. Danach werden wir abgeholt und zurück zur Pension gefahren. Abends gehen wir im Ort essen. Ein Deutscher führt in Ribeira Brava ein Restaurant. Eine Teilnehmerin hat Geburtstag und es wartet eine kleine Überraschung für sie. Sehr zu ihrer Freude haben sie Kuchen gebacken und ihn feierlich serviert. Zum Schluss probieren wir noch Grogue, ein Zuckerrohrrum, der hier auf São Nicolau produziert wird. Interessant…muss ich aber nicht öfter haben.

12.04.2017

Zum Frühstück gibt es heute Cachupa, ein Nationalgericht aus Mais, Bohnen, Fleisch und weiß nicht was noch. Danach brechen wir auf zur Wanderung um den Monte Gordo. Eine wundervolle, abwechslungsreiche Wanderung erwartet uns. Auf der Südseite kaum Vegetation und alles staubtrocken, wir passieren dort ein paar entlegenen Dörfer. Ein Ehepaar aus der Gruppe hat eine Polaroidkamera dabei und fotografiert unterwegs immer wieder mal Kinder, um ihnen dann das Foto zu schenken, was für die Kinder ein einmaliges Erlebnis ist; mit großer Freude und Stolz nehmen sie ihre Bilder gerne an. Eine tolle Idee. Der Weg führt uns weiter zu einer Vulkanlandschaft, dort haben wir einen kleinen Abstieg, oder besser gesagt, Ablauf. Es macht richtig Spaß runterzulaufen. Auf der Nordseite des Monte Gordo bewundern wir die grüne und fruchtbare Landschaft. So viele unterschiedliche Eindrücke bei einer Wanderung hat man selten. Es war anstrengend aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Am Abend gibt es noch Langusten und danach sitze ich wieder mit einigen Teilnehmern auf der Terrasse und wir versuchen verbal die Welt zu retten.

13.04.2017

Frühstück – Abholung mit dem Bus und los geht's zur nächsten Wanderung. Zur Abwechslung mal nicht bergauf, sondern größtenteils ziemlich eben. Zeit für nette Gespräche. In Belem wartet auch schon der Pick-up auf uns. Bin ja mal gespannt, was uns erwartet. Erstmal eine Überraschung, der Fahrer hat vergessen unsere Rucksäcke mit den Badesachen umzuladen, also müssen wir zurück nach Ribeira Brava, für uns zwar kein Problem…wir haben ja keine dringenden Termine. Aber für den Fahrer etwas unangenehm. Mit dem Bus starten wir dann zum Meeresschwimmbecken und Juncalinho. Schönes klares Wasser, welches zum Schwimmen einlädt und ein bisschen klettern an den Felsen, wer möchte. Im Anschluss fahren wir auf dem Pick-up über eine absolut abenteuerliche Straße, Kopfsteinpflaster und Schotter, zum Dorf Carrical, dort werden wir wegen unserer Verspätung schon sehnsüchtig, mit gegrilltem Fisch, Gemüse, Salat und Kartoffeln, erwartet. Auch ein Nachtisch wurde vorbereitet, es gibt Kuchen. Die Menschen dort sind sehr arm und von der Außenwelt ziemlich abgeschieden, trotzdem sind sie sehr freundlich und offen und sind glücklich über die Abwechslung. Zwei Teilnehmerinnen haben jeweils einen Koffer Spenden für die Kinder und Schulen mitgebracht. Ein Teil davon wird dem ortsansässigen Lehrer überreicht. Es geht, über die trockene mondähnliche Landschaft, an Steilhängen und im Sonnenuntergang, zurück. Nach dem Abendessen falle ich müde und zufrieden in mein Bett.

14.04.2017

Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück. Toy holt uns anschließend zum Wandern ab. Es geht bei brütender Hitze bergauf und bergauf. Aber was uns am Ziel erwartet ist ein überwältigender Ausblick. Ein Dorf auf einem Berg, eingebettet in andere Berge. Dieses Dorf ist nur zu Fuß erreichbar. Für uns unvorstellbar, wie die Menschen hier leben. Man wird überall freundlich gegrüßt. Während wir eine kleine Rast mit Lunch machten, kommen einige neugierige Kinder, die an der Wasserstelle, an der wir sitzen, baden und auf sich aufmerksam machen. Das ist natürlich wieder eine gute Gelegenheit für den Einsatz der Polaroidkamera. Mit glücklichen Gesichtern wegen ihrer neuen Foto ziehen die Kinder wieder von dannen. Der Abstieg ist ziemlich anstrengend, aber Toy zeigt uns immer wieder neue Pflanzen und erzählt viel Wissenswertes über sich und sein Land. Unten angekommen lernen wir noch seine Mutter kennen. Im Pick-up fahren wir weiter nach Karbirim, um uns dort die gewaltigen Felsformationen anzusehen. Es gibt auch noch einen Aufenthalt am Strand und wer möchte kann sich in die Wellen stürzen. Mit dem Bus werden wir wieder abgeholt und nach Tarrafal gefahren. Ein nettes kleines Örtchen. Abends in der Pension gibt es heute Cabrita (Zicklein), ein Nationalgericht. Erst bin ich skeptisch, schmeckt aber wunderbar. Ein heimisches Musiktrio macht noch kapverdische Musik für uns. Valentina tanzt ausgelassen mit und fordert uns auch dazu auf. Nach dem Essen wird es noch ein langer Abend auf der Terrasse.

15.04.2017

Heute heißt es Abschied nehmen von São Nicolau, Valentina und dem Hahn. Schade, es waren ganz tolle fünf Tage. Vormittags fliegen wir nach Sal. Es gibt einen schönen langen Strand in Santa Maria und nette kleine Läden. Sal ist ganz anders als São Nicolau. Für Strandliebhaber, begeisterte Meeresbader, -schwimmer oder -surfer sicherlich traumhaft. Für mich eher ungeeignet. Nach einem Snack gehe ich mit einigen Teilnehmern shoppen, dort habe ich dann ein paar Souvenirs für meine Lieben erstanden. Ein bisschen Zeitvertreib noch in der Strandbar und dann weiter nach Santiago. Im Hotel Vulcao habe ich ein tolles, großes Zimmer bekommen.

16.04.2017

Die Nacht war ruhig und erholsam, kein nerviger Hahn, der die Nachtruhe gestört hat. Erst gibt es Frühstück, dann werden wir von einem Local Guide abgeholt. Er ist in Boston aufgewachsen und lebt jetzt seit einigen Jahren auf Santiago. Wir machen eine Wanderung zum Ribeira Grande in Cidade Velha, ein sehr fruchtbares Tal. Die Beschreibungen des Guides sind auf eine humorvolle Art sehr informativ und kurzweilig. Das Tal scheint in der sonst so trockenen Gegend wie ein kleines Paradies, alles grün und fruchtbar. Es gibt dort Bananen, Mangos, Papayas, Acidos, Tamarinde, Kokos, Cashew usw., zudem haben wir noch Affen gesehen und Eisvögel. Wir wollen noch die Kirche besichtigen, die einst für die Sklaven gebaut wurde, um sie zu missionieren, dort ist aber gerade eine Ostermesse. Es ist ja Ostersonntag. Deshalb gehen wir gleich weiter auf den Marktplatz, um die Andacht nicht zu stören. Dort wurde früher der Sklavenhandel betrieben. In einer Bar haben wir dann den Nachmittag verbracht, weil wir so lange auf das Essen warten mussten. Dies gab aber Raum für nette, lustige Gespräche. Im Hotel angekommen gehe ich noch in der Bucht schwimmen. Um 19:00 Uhr gibt es Abendessen.

Blick auf den blauen Atlantik

17.04.2017

Um 4:00 Uhr ist heute die Nacht zu Ende. Wir haben einen Flug nach Maio, welcher ganze 10 Minuten dauert. Bei Stella Maris hat dann jeder seine eigene Ferienwohnung bezogen. Einige von uns machen sich auf den Weg zum Fort, um das WIFI zu nutzen. Bis zum Nachmittag haben wir kein Programm, deshalb nutze ich die Zeit für ein kleines Schläfchen. Anschließend treffen wir uns zu einem Strandspaziergang. Ein menschenleerer, unendlicher Strand. Schön den Wellen zuzusehen, das Rauschen zu hören und das Wasser zu spüren, dass meine Füße umspült. Noch ein gemeinsames Abendessen und ein weiterer Tag geht zu Ende.

18.04.2017

Wir bekommen unser Frühstück einzeln ins Zimmer serviert, aber mit den kreolischen Sprachkenntnissen von Robert, unserem Reiseleiter, ist es dann doch möglich, dass wir zusammen frühstücken können. Die Gruppe und unser Reiseleiter sind tolle Menschen, ich fühle mich richtig wohl in diesem Kreis. Für heute ist eine Inselrundfahrt geplant. Unser Local Guide heißt Alex und scheint ein sehr engagierter, junger Mann zu sein. Es geht durch entlegene Dörfer, alles so unberührt und unverdorben. Freundliche Menschen überall. Die Besichtigung der Käserei musste entfallen, da diese geschlossen hatte. Kein Regen – keine Milch – kein Käse. Wir kommen in ein kleines Dorf, dort werden die Spenden der beiden Teilnehmerinnen direkt in der Schule abgegeben, was eine Schulbesichtigung mit sich zieht. Besser gesagt, es ist sowieso nur ein Raum. Erst sind die Kinder etwas zurückhaltend, aber bald tauen sie auf und beäugen uns neugierig und versuchen mit uns zu kommunizieren. Die Schule ist nicht vergleichbar mit unseren Schulen in Deutschland, gerade deswegen ein Erlebnis. Im nächsten Dorf werden wir schon von einer heimischen Musikgruppe, bestehend nur aus Frauen, erwartet, die für singen und tanzen. Dort gibt es dann auch Mittagessen. Auf der Rückfahrt machen wir noch Halt an einer Töpferei. Der Brenner dort wurde von der deutschen Entwicklungshilfe finanziert, seit er defekt ist steht er nutzlos rum, weil keiner ihn reparieren kann. Über die Dünen kommen wir noch zur Turtlebeach, wo uns Alex noch einiges über das Projekt zum Schutz der Schildkröten erzählt. Anschließend noch ein Stopp bei den Salinen. Von dort mache ich mich noch zu Fuß auf den Rückweg und schlendere ein bisschen durch Vila do Maio. Auf einer Terrasse haben wir uns noch zum Sundowner verabredet und von dort geht es zum Abendessen. Heute wird es etwas feuchtfröhlicher, es gibt noch Grogue und Wein. Ein witziger Abend.

19.04.2017

Ich wache mit einem kleinen Kater auf. Beim gemeinsamen Frühstück geht es aber schon wieder besser und ich beschließe mit einigen Teilnehmern eine kleine Strandwanderung zu machen. Heute haben wir kein Programm, drum können wir alles etwas ruhiger angehen lassen. Am Strand trinken wir noch einen Kaffee. Als ich wieder in der Anlage bin, freue ich mich auf den Pool mit Meeresblick, dieser wird aber neu eingelassen, deshalb halte ich vor dem Abendessen noch ein Schläfchen. Beim Abendessen kommt plötzlich eine singender und tanzender „Flashmob“ zu uns an den Tisch und bittet um Spenden. Man erklärt uns, dass die jungen Leute Geld sammeln für das große Fest der Insel am 3. Mai.

20.04.2017

Es macht mich traurig, dass der Urlaub bald vorbei ist. Aber erst genieße ich noch die letzten beiden Tage. Es gibt wieder gemeinsames Frühstück. Bevor ich das WIFI beim Fort nutze, gehe ich erst noch ein paar Runden im Pool schwimmen. Das tut gut. Einige von uns machen sich auf den Weg zum Steg am Meer, wo wir bei einem Deutschen, der in Maio lebt, eine Whale-Watching-Tour gebucht haben. Die anderen möchten ihren Tag lieber selbst gestalten. Ich habe ja schon einige Schiffstouren hinter mir, aber das war der absolut abenteuerlichste Einstieg, den ich je erlebt habe. Wir haben aber unseren Spaß dabei und glücklich an Bord angekommen geht es auch gleich los. Am Anfang habe ich, wegen des heftigen Wellengangs, mit aufkommender Übelkeit zu kämpfen. Aber nachdem ich der Empfehlung des Besitzers, etwas zu essen, nachkomme, geht es mir auch gleich besser und ich finde Gefallen an den heftigen Wellen. Wale sehen wir keine, aber fliegende Fische und Delfine. Die Schiffsfahrt alleine ist auch schon ein Erlebnis. Fast sechs Stunden verbringen wir an Bord. Nach dem ebenso abenteuerlichen Ausstieg haben wir uns einen Kaffee an der Strandbar verdient. Dort gesellt sich ein Hund zu mir, der mir nicht mehr von der Seite weicht. Als ich dann aufbreche, verlässt er mich dann doch. Abendessen gibt es heute bei einem Italiener. Danach wollen wir noch zum Fort, die sozialen Medien lassen grüßen. Auf den Weg dorthin begegnet mir dann der Hund wieder und schon habe ich wieder einen Begleiter. Nach einem längeren Gespräch mit ihm kehre ich zur Ferienanlage zurück.

21.04.2017

Mein letzter Tag auf den Kapverden ist angebrochen. Ich würde glatt noch länger bleiben, wenn ich könnte. Erst Frühstück, dann noch schwimmen im Pool und noch ein bisschen zum Strand. Gegen 14:00 Uhr werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Dort trifft dann gerade der kapverdische Präsident ein. Wir versuchen einen Blick zu erhaschen, müssen aber dann einchecken. Im Hotel Praiamar angekommen, bekommt dann doch noch jeder ein eigenes Tageszimmer. Es erwartet uns dann noch ein ganz besonderes Abendessen. Noch ein bisschen ausruhen, schließlich fliegen wir die ganze Nacht über.   

Mein Fazit: Tolles Programm, tolles Konzept, tolle Organisation, toller Reiseleiter, tolle Gruppe, TOLLE REISE!!!!

Vielen Dank für diesen schönen Reisebericht, Frau Schult.


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